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So Geht’s

  1. So geht’s 
  2. Poker strategie 
  3. Psychologie im poker 
  4. Bluffen 

Pokerbluffs: Lernen Sie, wann und wie man blufft

Sollten Sie bluffen oder nicht? Hier gehen wir näher auf diese klassische Pokertaktik ein – mit den folgenden Themen:

Bluffs und Semi-Bluffs

Bluffen ist vermutlich die berühmteste und gleichzeitig die am häufigsten missverstandene Taktik des Pokerspiels. Gleich zu Beginn sei gesagt, dass man bis zum River von keinem echten Bluff sprechen kann, da sich Ihr Blatt theoretisch noch verbessern kann. Deshalb sprechen wir genau genommen von einem Semi-Bluff.

Beim Bluffen vor dem Flop geht es hauptsächlich um das Stehlen der Blinds (und das Re-stealen von anderen Spielern, die bereits erhöht haben). Doch auch das ist nicht wirklich ein Semi-Bluff, da sich mit dem Flop der Blattwert erheblich verbessern kann.

Continuation Betting

Die meisten wissen, dass Continuation Betting (d. h. nach einer Erhöhung vor dem Flop auch danach zu setzen, und zwar egal, was der Flop gebracht hat) in 80-90% aller Fälle ein guter Spielzug ist. Dies ist ein Paradebeispiel für einen Bluff – außer der Flop bringt viele Draw-Karten (z. B. 10-B-D suited) und Sie verfehlen ihn. In diesem Fall sollten Sie es sich womöglich anders überlegen.

Der Turn ist der Moment, wo die meisten Leute ins Schleudern geraten. Wenn Sie daher mit großen Blättern, Draws und ein paar Bluffs aggressiv spielen, machen Sie es Ihren Gegnern ziemlich schwer. Check-Raisen ist hier ein guter Spielzug, der zu selten angewendet wird. Doch müssen Sie dazu erst ihr Image mit ein paar guten Blättern aufpolieren, da Ihnen sonst Ihre Kontrahenten schnell auf die Schliche kommen.

Außerdem sollten Sie nicht versuchen, den Turn zu checken und den River zu bluffen. Die Bandbreite von Blättern, mit denen Sie das durchziehen können, ist so klein, dass Ihnen niemand darauf hereinfällt.

Verhältnis von Bluff zu Value Bet

Am River verbleiben Ihnen noch zwei Optionen: eine Value Bet oder ein Bluff. Wenn Sie den Turn gut gespielt haben, könnten Sie an diesem Punkt alle möglichen Blätter haben. Ist Ihr Blatt nicht stark genug, müssen Sie entscheiden, ob Sie bluffen können.

Für jeweils zwei Value Bets einen Bluff einzustreuen, ist ein gutes Verhältnis. Aber vergessen Sie nicht: Dies ist eine Kunst, und keine Wissenschaft, und ob ein Bluff erfolgreich ist, hängt von der Situation und dem Spielstil Ihres Gegners ab.

Das Lesen der Situation

Hier sind einige entscheidende Fragen, die Sie sich stellen sollten, bevor Sie bluffen.

  • Was hat mein Gegner? Was glaubt er, dass ich habe?
    Beim Bluffen – wie beim Pokerspiel im Allgemeinen – geht es im Prinzip um nichts anderes, als das Blatt Ihres Gegners zu lesen und Ihr eigenes zu tarnen.
  • Welche Art von Spiel ist es? Wie viele Spieler gibt es?
    Ihr Bluff funktioniert eher, wenn hohe Einsätze auf dem Spiel stehen (wie in No-Limit-Spielen) und weniger Spieler beteiligt sind, die Sie aufmachen können.
  • Was ist meine Position?
    Je später die Position, desto eher ist Bluffen eine Option. Ohne Position könnten Sie eher in Schwierigkeiten geraten.
  • Was ist mein Tischimage?
    Tight-vorsichtige Spieler kommen eher mit Bluffs davon (und scheinen auch öfter das Ziel von Bluffs zu sein) als schnelle, loose Spieler – oder jene, die beim Bluffen erwischt wurden.
  • Welches Blatt repräsentiere ich? Kann ich es glaubhaft durchziehen?
    Gegen einen guten Spieler müssen Sie vorgeben ein bestimmtes Blatt zu haben und es überzeugend spielen – nötigenfalls bis zu Ihrem letzten Chip.
  • Wage ich mich zu weit vor? Ist das eine Falle?
    Bevor Sie versuchen jemand anders auszutricksen, fragen Sie sich, ob er nicht schon dasselbe mit ihnen vorhat. Besonders wenn Sie es sich nicht leisten können es herauszufinden.
  • Hat mein Einsatz die richtige Höhe?
    Setzen Sie zu wenig, werden Sie gecallt – arbeiten Sie deshalb an Ihrem Image, überlegen Sie sich welches Blatt Sie repräsentieren und agieren Sie selbstsicher.
  • Wie groß sind die Stacks?
    Große Stacks können bluffen und Bluffs mühelos callen. Kleine Stacks tun das auch, allerdings nur, wenn ihnen kein anderer Ausweg bleibt.
  • Wie sieht das Board aus?
    Viele Draws oder kleine Karten sind für Ihren Bluff nicht hilfreich. Aber eine Schreckenskarte (das von Ihrem Gegner gefürchtete Ass) könnte Ihre Freikarte sein.

Haben Sie Lust auf eine kleine Übungseinheit? Dann versuchen Sie doch einige unserer Heads-up-Turniere. Sobald Sie beim Bluffen, Raisen und Callen mit zwei Karten den Dreh heraus haben, werden Sie sehen, wie sehr das Spielen nach Intuition Spaß macht.

Das richtige Einschätzen Ihres Gegners

Lernen Sie einige bekannte Spielertypen kennen, die sich für einen Bluff eignen – oder auch nicht.

  • Hr. oder Fr. Ahnungslos. Wie heißt es so schön: "Wenn schon er nicht weiß, was er tut, wie sollten es dann Sie wissen?“ Diese Leute sind viel zu schwer einschätzbar, um Chips zu riskieren. Lassen Sie die Finger von ihnen.
  • Der Bully. Eine extreme Ausformung des loose-aggressiven Spielers. Dieser Typ geht auf schwächere Spieler los – entweder aus taktischen Überlegungen oder weil er mehr Ego als Verstand hat. Entscheiden Sie, was von beiden, und handeln Sie entsprechend.
  • Der A-Z-Spieler. Dies ist normalerweise ein hervorragender Spieler, der nicht nur einen Plan B, sondern auch einen Plan C, D, E, F und G hat. Achten Sie darauf, ob er vielleicht nicht ganz in Form ist und schlagen Sie Profit daraus.
  • Der On-tilt-Spieler. Dieser Spieler reagiert offensichtlich irrational, egal ob wegen Alkohols, eines Bad Beats oder aus Angst vor den hohen Einsätzen. Spielen Sie immer, wenn Sie ein Blatt haben, und die Chancen stehen gut, dass es sich auf lange Sicht rentiert.
  • Der ABC- oder Lehrbuch-Spieler. (häufiger in Limit-Spielen anzutreffen). Dieser Spieler ist solide, aber leicht durchschaubar. Respektieren Sie sein Spiel und versuchen sie, ihn auszutricksen, indem Sie unkonventionell denken und spielen.
  • Instinkt- vs. Kopf-Spieler. (der eine normalerweise in No-Limit-Spielen, der andere in Limit-Spielen zu Hause). Der erste Typ baut in beinahe allen Situationen auf sein Bauchgefühl, während Zweiterer sein Schicksal in die Zahlen legt. In beiden Fällen können Sie ausnutzen, dass diese Spieler auf dem jeweils anderen Auge blind sind.
  • Der Jungspund. Man sagt, dass Spieler mit dem Alter zurückhaltender werden, weshalb Sie das Alter Ihres Gegners berücksichtigen sollten.
  • Der Zocker oder "Actionspieler". Im Gegensatz zum Bully oder zum loose-aggressiven Typen sucht dieser Spieler den Kick. Seien Sie geduldig. Am Ende überlässt er Ihnen höchstwahrscheinlich sein Geld freiwillig.
  • Der Freizeitspieler. Dieser Typ ist nur zur Unterhaltung hier (oder zum Lernen) und betrachtet Verluste als Lehrgeld. Es ist ziemlich einfach diesem Spieler Chips abzuknöpfen. Behandeln Sie ihn aber mit Respekt – schließlich möchten Sie ja, dass er wiederkommt.
  • Das Chamäleon. Dies ist der ultimative Gegner. Er hat kein offenkundiges Spielmuster (und um ihn zu schlagen, benötigen Sie mehr als eine einzige Strategie). Beobachten Sie ihn und lernen Sie von ihm – aber versuchen Sie nicht, ihn zu täuschen, da er Ihnen wahrscheinlich einen Schritt voraus ist.

Je höher Ihr Spielniveau steigt, desto mehr solide Spieler werden Ihnen begegnen, die alle persönliche Fehler haben, die Sie ausnutzen können. Hier ein paar Beispiele:

  • Wenn ein Spieler limpt und zu oft bei einem Raise passt, erhöhen Sie stärker, um sein Geld zu klauen.
  • Legt jemand pre-flop ein übermäßig aggressives Verhalten an den Tag, re-stealen Sie, indem Sie ihn mit einer breiteren Range re-raisen.
  • Wenn jemand nicht oft genug c-bettet, stehlen Sie den Pot am Flop.
  • Wenn jemand zu oft c-bettet, raisen Sie ihn oder callen Sie mit einem schwachen Blatt und "floaten" Sie in der Hoffnung später stehlen zu können.

Fragen Sie einen Top-Spieler, was er in einer bestimmten Situation tun würde, erhalten Sie meist die Antwort: "Das kommt darauf an." Poker ist ein Spiel, bei dem Situationen und Spieler eine maßgebliche Rolle spielen. Deshalb gibt es kein Patentrezept dafür, wann ein Bluff angesagt ist.